Beitrag der LVZ am 3. Oktober 2025
Beitrag in der LVZ online vom 03.10.2025

LVZ leistet Bärendienst für demokratische Zivilgesellschaft

Bericht der Leipziger Volkszeitung stellt die gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten Protestierende in Altenburg als gewaltbereite Linke dar

Statement der AG Lokaler Medienkodex Altenburger Land
zu Heiko Stets, „Demonstrationen zum Tag der Deutschen Einheit: Massiver Polizeieinsatz in Altenburg“, LVZ online, 03.10.2025, 18:15 Uhr

Zitat aus LVZ
Zitat aus dem besprochenen Beitrag der LVZ

Was haben Personen, die katholisch, ein SPD-Mitglied oder eine dem Pensionsalter nahestehende Lehrerin sind, gemeinsam? Sie möchten für Demokratie eintreten und Rechtsextremismus entgegentreten. Ganz bestimmt aber lassen sie sich nicht im gewaltbereiten linken Spektrum verorten. Sie waren unter vielen anderen Altenburger*innen, die sich am 3. Oktober die Feiertagslaune vermiesen ließen, weil Rechtsextremisten in Altenburg eine Kundgebung und einen Aufmarsch abhielten. Sie folgten, zum Teil mit kreativ gestalteten Plakaten, dem Aufruf des Aktionsbündnisses für Demokratie und Solidarität Altenburger Land und versammelten sich zum Protest am Theaterplatz. Von Gewaltbereitschaft war bei dieser Versammlung nichts zu spüren. Die Versammlungsleitung hatte sich eng mit den Einsatzkräften der Polizei abgestimmt und von vornherein zur Deeskalation beigetragen. Neben dem Protest auf dem Theaterplatz hatten unterschiedlichste zivilgesellschaftliche Gruppen die wichtigsten Plätze unserer Stadt, wie den Hauptmarkt, den Rossplan, sowie den Topf- und den Kornmarkt mit vielen Mitmachangeboten, kalten und heißen Getränken und Kuchen „besetzt“, um diese Räume nicht den rechtsextremen Gruppierungen zu überlassen.
Soweit die Perspektive der Menschen aus dem, so wäre es richtig beschrieben, breiten demokratischen Spektrum, zu dem sich auch die Arbeitsgemeinschaft Lokaler Medienkodex zählt.

Der Bericht von Heiko Stets in der Onlineausgabe der Leipziger Volkszeitung „Demonstrationen zum Tag der Deutschen Einheit: Massiver Polizeieinsatz in Altenburg“ am 3. Oktober nimmt eine andere Perspektive ein. Er macht ein Szenario auf, in dem Gewalt, von verfeindeten Gruppen suchend, vorprogrammiert ist. Er stellt pauschal die Menschen, die sich zum Protest gegen den Aufmarsch rechtsextremer Gruppen stellten, in die extrem linke Ecke. Das ist unwahr und brüskiert den überwiegenden Teil der Protestierenden. So wird zum Beispiel die 80-jährige Katholikin, die unter den Teilnehmenden war, sich möglicherweise erschrocken fragen, in was sie da hineingeraten war. In Zukunft wird sie wohl nicht mehr an Veranstaltungen teilnehmen, die für Demokratie eintreten, wenn sie Gefahr läuft als gewaltbereite Linke klassifiziert zu werden. Ein junger Mann, der auf einem Foto des Beitrages mit der Unterschrift „320 Gegendemonstranten aus dem linken Lager kamen auf dem Theaterplatz zusammen“ unter den Demonstrierenden zu erkennen ist, wird vielleicht befürchten müssen, dass er am Montag von seinem Arbeitgeber gefragt wird, ob er ein radikaler Linker sei.*

Zitat aus Heiko Stets, „Demonstrationen zum Tag der Deutschen Einheit: Massiver Polizeieinsatz in Altenburg“, LVZ online, 03.10.2025, 18:15 Uhr
Zitat aus dem besprochenen Beitrag der LVZ

Der Bericht der LVZ behauptet, dass die Protestierenden nicht aus Altenburg, sondern aus anderen Städten Thüringens und Sachsens stammten. Das ist eine falsche Darstellung. Nur etwa ein Drittel der Protestierenden waren, unserer Wahrnehmung nach, aus anderen Landesteilen angereist.
Die LVZ verschweigt in ihrem Artikel, dass zu den Veranstaltern der Kundgebung der rechtsextremistischen Partei Freie Sachsen und der Gruppe Freies Thüringen auch die als rechtsextremistisch eingestufte NPD-Nachfolgepartei Die Heimat gehörte. Zu guter Letzt zitiert sie unter der Schlagzeile „Altenburger lassen sich Feierlaune nicht vermiesen“ ausschließlich ein Ehepaar aus Duisburg.

Der Bericht der LVZ über die Kundgebung Rechtsextremer und der Gegendemonstration am 3. Oktober in Altenburg hat der für Demokratie einstehenden Zivilgesellschaft in Altenburg einen Bärendienst erwiesen. Er lässt es an der, ihr vom Pressekodex des Deutschen Presserates gebotenen, Sorgfalt fehlen und begibt sich gefährlich nahe an die Grenze der Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde.
Wollten wir polemisieren, würden wir die Vermutung anstellen, dass die LVZ mit ihrem Beitrag die Perspektive, aus der die Bilder im Beitrag aufgenommen worden sind, stärken wollen. Die drei Fotos sind alle aus der Blickrichtung der Rechtsextremisten aufgenommen worden.

Wir fordern die LVZ auf, in einer Gegendarstellung richtigzustellen, dass die Teilnehmenden der Protestveranstaltung gegen die Demonstration rechtsextremer Parteien und Gruppen am 3. Oktober in Altenburg zum überwiegenden Teil aus dem demokratischen Spektrum der Altenburger Zivilgesellschaft stammen.

Die Arbeitsgemeinschaft Lokaler Medienkodex hat die mediale Verbreitung rechtspopulistischer und rechtsextremer Haltungen im Altenburger Land im Fokus und setzt sich für eine Demokratie und Menschenwürde stärkende Berichterstattung in den lokalen Medien ein.

Die Leipziger Volkszeitung erscheint mit ihrer Lokalausgabe Osterländer Volkszeitung mit ca. 7.000 Exemplaren als einzige Tageszeitung in der Region Altenburg.


Pressemitteilung der AG Lokaler Medienkodex

Folgenden Text stellt die AG Medien zur Veröffentlichung zur Verfügung 1.

AG Lokaler Medienkodex Altenburger Land kritisiert verzerrende Berichterstattung der LVZ

Altenburg, 4. Oktober 2025 – Die Arbeitsgemeinschaft Lokaler Medienkodex Altenburger Land übt scharfe Kritik an der Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung über die Demonstrationen zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in Altenburg.

„Der Bericht von Heiko Stets stellt friedliche Demonstrierende pauschal als ‚linksextrem‘ dar und suggeriert Gewaltbereitschaft. Das ist nicht nur falsch, sondern gefährlich“, erklärt die AG. „Die große Mehrheit der Teilnehmenden kam aus Altenburg und engagiert sich seit Jahren für Demokratie, Menschenwürde und gegen Rechtsextremismus.“

Am 3. Oktober hatten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger – darunter Katholik*innen, Lehrkräfte und SPD-Mitglieder – dem Aufruf des Aktionsbündnisses für Demokratie und Solidarität gefolgt. Sie protestierten gewaltfrei gegen einen Aufmarsch rechtsextremer Gruppen und gestalteten zentrale Plätze der Stadt mit kreativen Aktionen, um diese nicht den Extremisten zu überlassen.

Die LVZ-Berichterstattung enthalte sachliche Fehler, verschweige die Beteiligung der rechtsextremen Partei Die Heimat und verletze grundlegende journalistische Sorgfaltspflichten. „Solche Verzerrungen schrecken engagierte Menschen ab und leisten demokratiefeindlichen Kräften Vorschub“, so die AG weiter.

Die Arbeitsgemeinschaft fordert die Redaktion auf, eine Gegendarstellung zu veröffentlichen und klarzustellen, dass die Protestierenden überwiegend aus dem demokratischen Spektrum der Altenburger Zivilgesellschaft stammen.


Antwort des Leiters der Lokalredaktion Altenburg am 8. Oktober 2025

Sehr geehrter Herr Weinrich,
vielen Dank für Ihre ausführliche Rückmeldung zu unserem Artikel „Demonstrationen zum Tag der Deutschen Einheit: Massiver Polizeieinsatz in Altenburg“ vom 3. Oktober. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihre Perspektive darzulegen und die Sicht der Zivilgesellschaft in Altenburg zu schildern.
Die Redaktion nimmt sich des Themas an. Nach unserer Einschätzung wurde im Beitrag sachlich über die Ereignisse berichtet, ohne dass eine Bewertung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beabsichtigt war. Dennoch nehmen wir Ihre Hinweise ernst und werden ihnen im Rahmen unserer redaktionellen Nachbereitung nachgehen.
Uns ist bewusst, dass gerade bei sensiblen Themen wie Demonstrationen und gesellschaftlichen Spannungen eine differenzierte Darstellung wichtig ist. Ihr Anliegen werden wir daher in unseren weiteren Recherchen berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüßen …
Heiko Stets
Redaktionsleiter

Fußnoten

* Personen sind uns bekannt.

  1. Die Erlaubnis zur Veröffentlichung gilt nicht für den KURIER der Kurier-Verlag KG ↩︎